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Weiherhellbach in Niederelbert: Der Umzug der Fische

Die Verbandsgemeinde Montabaur informiert

Der Weiherhellbach verläuft in Niederelbert quer durch die Ortslage. Jetzt hat er ein neues Bett erhalten: Unter der Hauptstraße wurde seine unterirdische Verrohrung erneuert. Im weiteren Verlauf Richtung Kirmesplatz schlängelt er sich nun in einem naturnah gestalteten Bachbett bis zu seiner Einmündung in den Stelzenbach. Darüber freuen sich auch die Fische, Krebse und Urzeittiere, die aus dem alten Betongraben

in den neuen Bachlauf umgesiedelt wurden. Den Umzug führte Manfred Fetthauer von der Arge Nister durch, der ein erfahrener Elektrofischer ist.

Die Baumaßnahme zur Erneuerung der Bachverrohrung hatte im Frühjahr zu Verkehrsbehinderungen im Bereich der Kreuzung Horresser Straße / Hauptstraße geführt, denn der Bach verläuft dort quer unter der Straße. Und so musste quer unter der Straße seine Verrohrung ausgewechselt werden. Im weiteren Verlauf floss der Bach bisher in einem schmalen Betongraben entlang der Häuser am Ortsrand und mündete schließlich senkrecht in den Stelzenbach. Im Rahmen des Hochwasserschutzkonzeptes wurde dieses Teilstück nun durch ein breites, kurviges und naturnah gestaltetes Bachbett ersetzt. Es verläuft mitten durch ein Wiesenstück, das bei hohem Wasseraufkommen als Überschwemmungsfläche dient. Die Mündung in den Stelzenbach wurde strömungsgerecht in einem spitzen Winkel angelegt. Bevor der Weiherhellbach aber in sein neues Bett fließen durfte, mussten noch die Wassertiere, die in dem alten Betongraben lebten, umgesiedelt werden.

 
In Niederelbert wurden die Wassertiere aus dem alten Betongraben in das neue Bett des Weiherhellbachs umgesiedelt. Die „Umzugshelfer“ waren (v.r.) Manfred Fetthauer von der Arge Nister, Eva Molsberger-Lange vom NABU Holler und Markus Kuch, Sachgebietsleiter Umwelt bei der VG-Verwaltung.

 
Für Aufregung bei den Menschen sorgte das Bachneunauge, das Manfred Fetthauer und sein Team im alten Weiherhellbach gefunden haben. Bachneunaugen sind Urzeittiere, die selten vorkommen und deshalb streng geschützt sind. Im gelben Transporteimer suchte das etwa zwölf Zentimeter lange Tierchen vergeblich Schutz. Nach dem Foto ging es schnell wieder in den Bach zurück.

Dazu hatte die Verbandsgemeinde Montabaur als Trägerin der Maßnahme den Fischexperten Manfred Fetthauer engagiert. Er ist Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Nister und hat schon viele Fische und Wassertiere mit der Methode Elektrofischen gefangen und umgesiedelt. Unterstützt wurde er von Eva Molsberger-Lange vom NABU Holler und von Markus Kuch, Leiter des Sachgebiets Umwelt bei der VG-Verwaltung. Beim Elektrofischen wird immer ein kleines Teilstück des Gewässers kurzzeitig unter Strom gesetzt. So werden die darin befindlichen Wassertiere betäubt. Dann lassen sie sich mit einem Kescher herausfischen und in einen Transporteimer legen. In dem Eimer trug das Team den Fang bis zur Mündung des Stelzenbachs und setzte die mittlerweile wieder quicklebendigen Tiere dort ins Wasser zurück. Insgesamt 44 Bachforellen mit einer Länge von 4 bis 13 Zentimetern gingen ins Netz, dazu 4 Signalkrebse und etliche Libellenlarven. Für eine kleine Sensation sorgte ein Bachneunauge, das Manfred Fetthauer stolz Ortsbürgermeisterin Carmen Diedenhoven und den anderen Projektbeteiligten zeigte, die das Geschehen im Bach vom Ufer aus beobachteten.

Bachneunaugen sind Urzeittiere, sie gehören zu den so genannten Rundmäulern. Es gibt sie seit Millionen Jahren in unveränderter Form. Sie sind sehr selten und daher besonders geschützt, erklärte Roger Best von der unteren Wasserbehörde der Kreisverwaltung, der die Umsiedlungsaktion begleitete. „Ein solcher Fund ist wirklich etwas ganz Besonderes und deutet auf die hohe Qualität der Gewässer im Umfeld von Niederelbert hin“, so der Naturschutzexperte Best. Zum Abschluss der Aktion wurden noch einige Ladungen Schlick und Wasser aus dem alten Betongraben in den neuen Bachlauf geschaufelt, damit die Wassertiere dort gleich Nahrung und ihr gewohntes Lebensumfeld finden.

Die Renaturierung des Bachlaufs ist ein wichtiger Baustein des Hochwasserschutzkonzeptes, das die Ortsgemeinde in den letzten Jahren erarbeitet hat und nun Schritt für Schritt umsetzt. Die jüngsten Überflutungen in den Gebieten westlich des Rheins zeigen wie wichtig solche Projekte sind. „Ich bin froh, dass wir mit der Überschwemmungsfläche nahe dem Kirmesplatz und dem neuen Bauchlauf schon mal eine Maßnahme realisiert haben. Denn wir bekommen gerade sehr deutlich vor Augen geführt, wie wichtig Hochwasser- und Gewässerschutz sind, besonders wenn ein Dorf mit einigen Wasserläufen gesegnet ist so wie bei uns in Niederelbert“, stellte Ortsbürgermeisterin Carmen Diedenhoven fest. Sie will nun die nächsten Schritte zügig in die Wege leiten. Vor allem geht es um den Gambach und den Elbertbach (Stelzenbach), die für kommende Unwetterlagen besser abgesichert werden sollen.