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Aufwendige Bergung des abgestürzten Kleinflugzeugs in Langenhahn

Fachleute und Rettungskräfte im Einsatz - Unglücksursache wird untersucht Langenhahn Flugzeugbergung 06 2020.16

Am vergangenen Mittwoch, 3. Juni, wurde das bereits am Pfingstsamstag in Langenhahn abgestürzte Kleinflugzeug aus dem Dachgeschoss des Wohnhauses im Ortsteil Hinterkirchen geborgen. Hierfür waren zwei große Kräne notwendig, die die Teile des Wracks Stück für Stück nach unten beförderten. Einen dieser Kräne hatte der Ortsverband des Technischen Hilfswerks (THW) Bendorf mitgebracht.

Zusammen mit dem THW Westerburg zählten sie rund 25 Fachkräfte. Der zweite Kran kam von einer Dachdeckerfirma, die sich dann auch am Abend darum kümmerte, das zerstörte Dach mit einer Plane provisorisch abzudecken und so vor Regen zu schützen. Tatkräftige Unterstützung boten bei der Bergungsaktion die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren Langenhahn und Westerburg.

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Fotos der Bergung: FFW Langenhahn

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Helfer arbeiteten Hand in Hand

Für diese aufwendigen, technisch schwierigen und schließlich auch langwierigen Arbeiten trafen sich die Fachkräfte des Technischen Hilfswerks der Ortsverbände Westerburg und Bendorf schon am frühen Morgen. Der Einsatz begann um 8 Uhr zunächst mit einer großen Lagebesprechung mit allen Vertretern der beteiligten Behörden und Stellen. Die Einsatzleitung lag beim Zugführer des Technischen Zuges vom THW Westerburg, Frank Huff. Bevor es dann richtig los ging, überprüften die Feuerwehrleute mit einem Gasprüfgerät alle Räume des Hauses. Wie zu erfahren war, seinen zu keiner Zeit explosionsfähige Gase ausgetreten, was für alle Beteiligten ein großer Vorteil war.

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 Eine weitere Aufgabe der Brandschützer war es, den noch immer auslaufenden Treibstoff aus dem Tank der Cessna zu überwachen. Die Polizei und die Straßenmeisterei sperrten während der Bergung die durch Hintermühlen führende Westerburger Straße bis zur Auffahrt auf die L288/281. Bereits am Abend zuvor war um einen Teil des im Jahre 1907 erbauten Hauses ein Fassadengerüst durch eine hinzugezogene Dachdeckerfirma gestellt worden, letztlich auch deswegen, weil die Eintrittsstelle in das Dach besser erreicht werden konnte. Diese Vorarbeit sparte am Tag der Bergung wichtige Zeit und gewährleistete auch für notwendige Sicherungsmaßnahmen an Dach und dem Giebel die Sicherheit der Einsatzkräfte.

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Genauen Unfallhergang ermitteln

Ebenso spielten die Wetterverhältnisse während der Bergung eine wichtige Rolle, denn der angekündigte Regen und Gewitter hätten die angefangenen Bergungsarbeiten verzögern, unter Umständen sogar unmöglich machen können.

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Insoweit bestand ein wetterabhängiger Zeitdruck, die Bergung zügig abzuwickeln. Während der eigentlichen Bergungsphase drangen die Helfer nach und nach zum Wrack vor, beseitigten Trümmer und Baustoffe von den Flugzeugteilen. Durch die Verformungen der Tragflächen und des Rumpfes war es nicht möglich, das Wrack an einem Stück aus der Dachöffnung zu ziehen.
Teile des Flugzeugwracks wurden im Obergeschoss mit der hydraulischen Schere abgetrennt und nach und nach mit den Kränen aus dem Dach gehievt. Dabei war es immer wieder notwendig, die Statik des teilzerstörten Daches zu überprüfen.

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Dazu wurde der Baufachberater des THW Bendorf eingesetzt, dessen Aufgabe es war, die Bausubstanz im Auge zu behalten. Eine weitere Dachöffnung und ein Teilabbruch der Giebelwand war notwendig, um schließlich den Kabinenrumpf an einem Stück samt Motor mit den Kränen herauszuheben und die Flugzeugteile mit dem Kipper abzutransportieren.
Aufgabe der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung ist es nun, die eingelagerten Wrackteile zu analysieren. Schließlich gilt es nach wie vor, den genauen Unfallhergang zu ermitteln. Die Dachdeckerfirma errichtete mit Unterstützung des THW noch ein Notdach, um weitere Schäden vom Gebäude abzuwenden. Der Einsatz lief planmäßig ab. Das lag am äußerst besonnenen Vorgehen aller Rettungskräfte. Der Einsatz endete um 21 Uhr.

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die nächsten 4 Fotos von der Bergung sind von Patrick Eberz:

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die beiden folgenden Fotos sind vom THW:

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Rückblick:

Am vergangenen Samstag, 30. Mai, kam es gegen 19.25 Uhr zu einem großflächigen Stromausfall im oberen Westerwaldkreis. Grund hierfür war der Absturz eines einmotorigen Kleinflugzeuges, das eigentlich auf dem Flugplatz in Ailertchen landen wollte. Zeugen zufolge drehte die Cessna beim versuchten Landeanflug ab, touchierte eine Hochspannungsleitung und kam dadurch ins Wanken. In Folgedessen stürzte der Flieger in das Dach eines Wohnhauses in Langenhahn-Hinterkirchen.
 

Einige Nachbarn hörten den lauten Knall. Darunter auch Feuerwehrleute, die schnell reagierten und zur Hilfe eilten. Der Pilot, der kurz zuvor noch Fallschirmspringer abgesetzt hatte, hatte Glück im Unglück. Der Mann wurde schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt und kam mit dem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus. Die Bewohner des Hauses befanden sich im Erdgeschoss. Dem älteren Ehepaar war nichts geschehen - es kam mit dem Schrecken davon.

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Viele Rettungskräfte vor Ort
Zur Verstärkung der Wehren aus Langenhahn und Hintermühlen wurden auch die benachbarten Wehren aus Bellingen, Enspel, Stockum-Püschen und Westerburg alarmiert. Somit waren bereits kurze Zeit später rund 60 Feuerwehrleute vor Ort. Im Einsatz waren auch Hubschrauber der Polizei und der Bundeswehr. Nach DRK und Polizei kam schließlich auch das Technische Hilfswerk mit rund 20 Helfern zur Unterstützung.

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Vermutlich hat sich der gesamte Treibstoff im Haus verteilt. „Den Geruch wird man sehr schlecht heraus bekommen“, gibt der Wehrführer von Langenhahn, Detlef Größchen, bezüglich des Schadens am Haus zu bedenken. Größchen ist auch Stellvertretender Wehrleiter. Ebenso wie Wehrleiter Peter Baumann lobte er die gute Zusammenarbeit aller Rettungsorganisationen, die Hand in Hand arbeiteten.

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Mehrere Tage Einsatz
Die Bergung der völlig zerstörten Cessna gestaltete sich als schwierig. Nach dem Pfingstwochenende musste ein Kran-Unternehmen gefunden werden, das technisch in der Lage ist, das Kleinflugzeug aus dem Haus zu bergen. Warum es zu dem Unglück kam, wird untersucht. Mitarbeiter der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung untersuchten die Unfallstelle sowie die Lage und Situation des Wracks im Dachstuhl. Überdies befragten sie Zeugen und trugen technische Details zusammen, um sich so ein Bild zu machen.
Die Schnelleinsatzgruppe des DRK Betreuungsdienstes Langenhahn kam am späten Abend und versorgte die Helfer, die über Nacht die Unglücksstelle sicherten, mit einer deftigen Mahlzeit und Getränken.

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50.000 Haushalte ohne Strom
Aufgrund des Flugzeugunglücks kam es zu einem großflächigem, mehrstündigen Stromausfall; und das im gesamten oberen Westerwaldkreis. Rund 50.000 Haushalte waren betroffen. Alle Feuerwehrgerätehäuser in den Gemeinden wurden für Notfälle besetzt. Die Aufgabe der Wehrleute war es dann auch, die Bewohner zu informieren und gegebenenfalls Hilfe zu leisten. Dazu gehören beispielsweise Menschen, die auf Beatmungsgeräte angewiesen sind. In einem solchen Fall werden Notstromaggregate in Betrieb genommen.
Bevor das Flugzeug in das Dach eines Hauses gestürzt war, berührte es die Hochspannungsfreileitung. Über dieses Netz wird das Mittelspannungsnetz versorgt, sodass in der Folge die Umspannanlagen Westerburg, Höhn und Höchstenbach betroffen waren. Mitarbeiter der evm-Gruppe konnten innerhalb kurzer Zeit durch entsprechende Umschaltungen den südlichen Bereich im Störungsgebiet teilweise wieder mit Strom versorgen. Die Anwohner in den übrigen Gebieten mussten etwas mehr Geduld aufbringen. Zunächst wurde die ausgefallene Hochspannungsleitung mit einem Hubschrauber abgeflogen, um weitere Schäden festzustellen. Gegen 23.40 Uhr waren die Haushalte wieder mit Strom versorgt, wenig später brannten auch wieder die Straßenlampen. (Text und Foto: Ulrike Preis)