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Frauen von Format in Wehmeyers Werkstatt

Simone Wehmeyer und Martina Grund sangen frühere Zeiten herbeiWehmeyer Frauen von Format
Großer Bahnhof bei „Kultur in der Werkstatt“: Claire Waldoff, Margot Werner, Zarah Leander, Marlene Dietrich, Hildegard Knef. Sie alle standen an einem Abend in Rennerod auf der Bühne. Nein, sie sind nicht tot; sie leben in ihren Liedern weiter. Unsterblich quasi. Dass dies auch zukünftig so bleibt,

dafür sorgte der Konzertabend „Eine Frau von Format – Chansons, Schlager & Songs früherer Zeiten“ in der Musikschule Klangart in Rennerod. Simone Wehmeyer und Martina Grund liehen den Diven, Skandalnudeln, Verführerinnen und liebenswerten Kratzbrüsten vergangener Tage ihre Stimmen. Und sie taten dies auf beeindruckende Art und Weise. Die „kleinste Bühne des Westerwaldes“ war (wie üblich) bis auf den letzten Platz besetzt und das Publikum bedachte die Darbietungen mit großem Applaus. Den hatten sich Knef, Dietrich und Co. auch verdient. Dabei ging es in ihren Liedern gar nicht vordergründig um Frauen von Format – sondern überwiegend um die Männer.

Das Programm eröffnete Claire Waldoff (Simone Wehmeyer) mit „Emil seine unanständige Lust“. Die Königin der Kleinkunst und gebürtige Gelsenkirchenerin wurde bekannt mit ihren Chansons in Berliner Dialekt. Brigitte Mira, einst die Soubrette vom Dienst, wurde interpretiert mit dem populären „Was machst du mit dem Knie lieber Hans“. Texte von Helen Vita galten in damaliger Zeit gelegentlich schon als jugendgefährdend. Dabei wünschte sie sich doch nur einen Neandertaler als Mann, einen „der sie an den Haaren in die Höhle schleppt“. Die leider früh verstorbene Sängerin Alexandra trauerte ihrem Zigeunerjungen nach und Margot Werner schwärmte „So ein Mann, so ein Mann – der zieht mich unwahrscheinlich an“. Alles Melodien, die auch in den Köpfen der Zuhörern noch bestens präsent waren.

Im Duo stellten Wehmeyer/Grund dann Katja Ebstein vor, einen Star der 1960er/70er Jahre. Sie wurde vor allem durch ihren 3. Platz beim Grand Prix-Wettbewerb (heute ESC) bekannt. Ilse Werner hingegen war der Ufa-Star der 1930er/40er Jahre. Auch dazu gab es einen zweistimmigen Liedvortrag: „Musik, das einem der Hut hoch geht“. Zarah Leander schließlich war die große Diva der NS-Zeit. Die Schwedin arrangierte sich mit den Nazis und feierte Lied- und Filmerfolge. Simone Wehmeyer sang dazu das bekannte „Es wird einmal ein Wunder geschehen“. Dann trat Marlene Dietrich (Martina Grund) ins Rampenlicht. Die Frau, die den Hosenanzug bei Frauen salonfähig machte, feierte im „Blauen Engel“ ihren großen Erfolg. Natürlich war sie „Von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“.

Hildegard Knef, der „Weltstar ohne Stimme“, ließ „Rote Rosen regnen“. Es folgten weitere bekannte Melodien („Ich brauch Tapetenwechsel“, „Sexappeal“, „Ich bin ein Vamp“) und endete schließlich mit „Ich bin eine Frau von Format“. Womit sich der Kreis geschlossen hatte. Diesen Song hatte Trude Herr bekannt gemacht. Dem Text war aber nicht ganz zuzustimmen. Es hieß nämlich weiter „von mir gibt es kein Duplikat“. Da bewiesen Simone Wehmeyer und Martina Grund aber eindeutig das Gegenteil.

Wehmeyer Frauen von Format
Simone Wehmeyer (vorne) und Martina Grund liehen Frauen von Format ihre Stimmen beim Konzert in Kultur in der Werkstatt

(Foto Veranstalter und Text: Carsten Gerz, SCHRIFT:gut)