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„Harmonie pur im Blut“ seit 50 Jahren

Feierstunde des Musikvereins "Harmonie" Bellingen für besonders verdiente MitgliederBellingen Musikverein Ehrung 10 2021.1 v1

Der Schriftzug „Als Dank und Anerkennung für 50 Jahre aktive Mitgliedschaft“ schmückt die goldgerahmten Urkunden, welche der Musikverein Bellingen vergangenen Freitag an drei seiner verdientesten Musiker vergeben durfte. Wer sich unter den drei Jubilaren nun aber drei betagte Senioren mit grauem Haar vorstellt, die altersbedingt nicht mehr am Spielbetrieb des Orchesters teilnehmen können, der irrt gewaltig.

Dieter Henn, Hildegard Heidrich und Randolf Baldus gehören auch noch heute fest zum aktiven Stammpersonal der Bellinger „Harmonie“, dem Verein, den sie in den vergangenen 50 Jahren maßgeblich mitbegründet, aufgebaut und zu dem Aushängeschild entwickelt haben, welches er heute darstellt. Zu Ehren des 50-jährigen Bestehens des Musikvereins sollte ihnen die Würdigung ihrer Verdienste eigentlich schon bei einem Festwochenende im Sommer 2020 ausgesprochen werden. Da dies aus bekannten Gründen nicht stattfinden konnte, widmete der Verein den dreien nun eine besondere Feierstunde, um noch einmal auf ihr imposantes Wirken aus zusammengenommen 150 Jahren Vereinsarbeit zurückzublicken.

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Wer etwas über die „Gründerzeit“ des Bellinger Musikvereins erfahren möchte, der ist bei Randolf Baldus an der richtigen Adresse. Mit ihm hat der Verein ein heute immer noch aktives Gründungsmitglied in seinen Reihen, welches seit dem ersten Tag, dem 5. Januar 1970, dabei ist. Ehrfürchtig, aber auch mit einem gewissen Stolz über das Geleistete, weiß Randolf über die schwierigen Anfangsjahre des jungen Vereins zu berichten, denn zu Beginn verfügte die kleine Blasmusikgruppe weder über Instrumente, Noten oder eine Uniform noch um die finanziellen Mittel, um all diese essenziellen Dinge für einen ordentlichen Spielbetrieb beschaffen zu können. Erst durch tatkräftige Unterstützung der Gemeinde und weiteren Förderern gelang es, eigene Instrumente und ein überschaubares Repertoire an Noten zu beschaffen, um erste öffentliche Auftritte absolvieren zu können.

“Ohne Moos nix los“ war immer unser Motto, denn wir mussten ja erstmal Geld verdienen, bevor wir weitere Noten oder Instrumente anschaffen konnten“, erinnert sich Randolf Baldus an die Anfangsjahre zurück.
Ziemlich genau zehn Jahre später, im März 1980, übernahm Randolf Baldus dann selbst das Zepter des Vereins, der sich mittlerweile „Harmonie“ nannte und bekleidete von diesem Tag an sage und schreibe 14 Jahre lang das Amt des 1. Vorsitzenden. Es waren turbulente Jahre, in denen er „den Verein durch so machen Sturm führen“ musste, wie es in der Festschrift zum 25-jährigen Bestehen des Vereins geschrieben steht. Auch nach seiner Zeit als Vorsitzender des Vereins war Randolf immer ein wichtiger Ansprechpartner, guter Ratgeber und treuer Musiker innerhalb des Vereins, in dem er seine „musikalischen Gene“ bereits in dritter Generation weitergegeben hat. Sein Sohn Patrick ist ebenfalls schon seit vielen Jahren an der Tuba aktiv und auch seine Enkel musizieren im Jugendorchester und sind „auf dem Sprung“ zu den „Großen“.

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Dass Verein und Familie bei der Bellinger Musik getreu ihres Namens sehr gut „harmonieren“ ist auch bei der zweiten Jubilarin, Hildegard Heidrich, verbrieft. Als sie nämlich noch im Gründungsjahr 1970 am Flügelhorn ihr musikalisches Schaffen in Bellingen begann, tat sie dies noch unter ihrem Mädchennamen „Schäfer“. Gewissermaßen als „gute Seele“ des Vereins gehört Hildegard bis heute zu den Aktiven, die eigentlich immer da sind, sei es als Musikerin bei Auftritten und Proben, als Helferin bei Veranstaltungen oder als ehrenamtliche Getränkewartin, die im Hintergrund für die Verpflegung nach den Proben sorgte. Wohl auch deshalb ist sie ihrem heutigen Ehemann Berthold Heidrich aufgefallen, den sie seither im Flügelhornregister stets an ihrer Seite hat, ebenso wie ihren Sohn Stefan am Tenorsaxofon.

Jenes Flügelhornregister erhält schon beinahe historische Züge, denn auch der dritte Jubilar, Dieter Henn, beherrscht dieses Instrument, wie auch die Trompete, absolut meisterhaft. Mit zarten zehn Jahren trat der heute 60-Jährige ebenfalls noch im Gründungsjahr dem Verein bei, den sein Vater Hubert Henn mitbegründete und ihm als 2. Vorsitzender zwanzig Jahre vorstand. 1990 schließlich beerbte Sohn Dieter ihn auf dem Posten des 2. Vorsitzenden, den er folglich acht Jahre lang innehaben sollte. Den meisten Vereinsmitgliedern dürfte aber eher noch Dieters andere, herausragende Vereinsarbeit im Gedächtnis geblieben sein: Von 1992 an leitete er das Orchester als Dirigent und war demnach einige Jahre lang in doppelter Funktion für die ausgesprochen positive Entwicklung und das Vorankommen des Vereins mitverantwortlich. „Berüchtigt“ war Dieter Henns Dirigat vor allem für eine ausgesprochen herausfordernde und detailverliebte Probenarbeit, durch welche das stetig wachsende und mit vielen jungen Musikern besetzte Orchester musikalisch große Fortschritte machen konnte. Seine herausragenden musikalischen Fähigkeiten erweiterte Dieter auch während eines beruflichen Aufenthaltes in den USA im Jahr 1998, in dem er bei der Uraufführung des bekannten Konzertwerks „Sedona“ mitwirkte und dem Verein das Musikstück quasi als „Mitbringsel“ überreichte. Nach seiner Rückkehr war und ist er bis heute als Vize-Dirigent tätig, gab Einzelunterricht und führte Notenlehrgänge durch. Ob bei der Einführung der neuen Uniform im Jahr 2008, bei der Planung von Veranstaltungen und eigentlich bei allen wichtigen und relevanten Themen rund um den Verein ist die Meinung des erfahrenen und verdienten Musikers stets gefragt und respektiert.

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von linsk: der 1. Vorsitzende Markus Strüder, Dieter Henn, Hildegard Heidrich, Randolf Baldus und Beisitzer Stefan Heidrich (Fotos: MV Bellingen) 

So konnten Dieter, ebenso wie Randolf und Hildegard auch an diesem besonderen Abend noch die ein oder andere Anekdote aus ihren halben Jahrhundert Musikvereinsgeschichte zum Besten geben. Beisitzer Stefan Heidrich und der 1. Vorsitzende Markus Strüder bedankten sich mit würde- und humorvollen Laudationen für das beeindruckende Engagement ihrer Gold-Jubilare und wünschten, dass noch viele, viele Jahre dazukommen mögen.