Feindbilder, Demokratieverständnis und Christentum
Ökumenische Veranstaltungsreihe zum Holocaust-Gedenken
Aufgrund der politischen Lage aktueller denn je sind die drei Veranstaltungen zum Holocaust-Gedenken und zur Reflexion der eigenen Überzeugungen, die die Evangelische Erwachsenenbildung im Dekanat Westerwald und die Katholische Erwachsenenbildung Westerwald – Rhein-Lahn im November anbieten. Der 85. Jahrestag der Pogromnacht am 9. November fällt in den Herbstmonat, der sich traditionell der Trauer und der
inneren Einkehr widmet. An die Pogromnacht erinnert auch die erste der Veranstaltungen am Sonntag, den 12. November. In der St. Severus Stiftskirche in Gemünden findet um 17 Uhr ein Ökumenischer Gottesdienst mit Dekan Dr. Axel Wengenroth und Dr. Georg Poell statt. In der Predigt geht es um den Song der Kölschrockband BAP „Kristallnaach“, die auch einen Blick auf aktuelle Geschehnisse verspricht. Vor dem Gottesdienst gibt es die Möglichkeit zu einer besonderen Einstimmung. Um 15:30 Uhr (Treffpunkt Stiftskirche) wird ein gemeinsamer Spaziergang zum jüdischen Friedhof in Gemünden angeboten. Der, von Geschichtsexperte Stefan Ferger moderierte, Weg führt über die Judengasse an der ehemaligen Gemündener Synagoge vorbei. Auf dem Friedhof ist Zeit zum Innehalten und für eine Psalmlesung.
Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas, kurz Holocaust-Mahnmal, in der historischen Mitte Berlins erinnert an die rund sechs Millionen Juden, die unter der Herrschaft Adolf Hitlers und der Nationalsozialisten ermordet wurden. - Fotos: Sabine Hammann-Gonschorek
Der zweite Teil der Veranstaltungsreihe nimmt die blinden Flecken in der Geschichtsschreibung der Evangelischen Kirche in den Blick. Der Kölner Buchautor und WDR-Journalist Arnd Henze spricht am Evangelischen Gymnasium Bad Marienberg, Erlenweg 5, am Donnerstag, den 23. November um 19 Uhr über sein Buch: „Kann Kirche Demokratie? – Wir Protestanten im Stresstest“. Henze ist überzeugt: Treue Kirchgänger sind besonders anfällig für autoritäre und ausgrenzende Einstellungen. Die gegenwärtige Bewährungskrise für die Demokratie in Deutschland bedeute auch eine zweite Chance für den Protestantismus – nämlich diesmal auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen, so Henze.
Der dritte Teil der Veranstaltungsreihe bietet einen geschichtlichen und gesellschaftspolitischen Überblick. Pfarrer Dr. Dr. Peter Noss vom Zentrum Ökumene der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck (EKKW) aus Frankfurt geht unter dem Titel: „Antisemitismus gestern und heute: Juden als Feindbild“ der Frage nach, warum über die Jahrhunderte hinweg, so oft die jüdische Bevölkerung für negative gesellschaftlicher Entwicklungen verantwortlich und somit zum Sündenbock gemacht wurden. Der Vortrag findet am Mittwoch, den 29. November um 19 Uhr im Forum St. Peter in Montabaur, Auf dem Kalk 9, statt. Alle Veranstaltungen sind für die Teilnehmer kostenfrei. Weitere Infos auf www.evangelischimwesterwald.de und www.keb-limburg.de. (shg)